Bürgerlich sein, heisst die Bürgerinnen und Bürger ins Zentrum zu stellen.

By Diego Clavadetscher

Auch unserer Stadt entwickelt sich die Mode, den Begriff "bürgerlich" diffamierend zu verwenden. Es lohnt sich deshalb, etwas Begriffsforschung zu betreiben: Der Begriff „bürgerlich“ umfasst mehrere Ebenen: In seiner engsten, wörtlichen, Auslegung bedeutet er „die Bürgerin und den Bürger betreffend“.

Daraus leitet sich seine zweite, die politische, Bedeutung ab: Bürgerlich steht für eine Politik, bei welcher die Staatsbürger – und nicht der Staat – im Vordergrund steht. Bürgerliche Politik basiert somit auf dem Vorrang des Bürgers vor dem Staat oder umgekehrt auf der Subsidiarität des Staates gegenüber seinen Bürgern. Sie betont die Selbständigkeit und das Selbstbestimmungsrecht der Bürger. Um dies zu erreichen, müssen die Bürger zunächst über wirtschaftliche Selbständigkeit (Eigentum / Besitz), sodann über Freiräume für eigenverantwortliches Handeln (Autonomie) und schliesslich – als Grundlage für beide Säulen – über persönliche Kompetenzen (Wissen und Können) verfügen. Daraus leiten sich die wichtigen Grundsätze der bürgerlichen Politik, wie der Schutz des Eigentums, das Funktionieren der Wirtschaft, die Bereitstellung einer Kompetenzen und Eigenverantwortung vermittelnden Bildung und eine zurückhaltende Steuerpolitik ab.

In diesem Kernbereich decken sich die Ziele der hiesigen bürgerlichen Parteien weitgehend.

Auf einer dritten Ebene nimmt der Begriff „bürgerlich“ die in der Aufklärung geschaffene Begrifflichkeit des „Citoyen“ auf: Eines Menschen, der eigenverantwortlich am Gemeinwesen teilnimmt, dieses mitgestaltet und sich seiner persönlichen Verantwortung gegenüber den Mitmenschen bewusst ist. Diese Ebene zeichnet die Haltung der FDP.Die Liberalen Langenthal aus. Neben der bürgerlichen Freiheit und dem wirtschaftlichen Fortschritt stehen wir für den Gemeinsinn ein; damit richten wir unser Handeln auf das Gemeinwohl aus. Wir haben grundsätzlich eine positive Einstellung gegenüber dem Staat und seinen Institutionen und sind uns bewusst, dass wir soziale Verantwortung tragen müssen, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt  aufrecht zu erhalten. Sehr viele unserer Mitglieder leben den Milizgedanken und engagieren sich auch ausserhalb der Politik für das gute Zusammenleben und die Gemeinschaft.

Daneben gibt es aber auch noch eine vierte Ebene: Die linke Doktrin verabscheut, von Marx herkommend, den Begriff „bürgerlich“: Für sie sind die „Bürgerlichen“ diejenigen, die den Kapitalismus und die Klassengesellschaft bewahren und damit die Arbeiterklasse unterdrücken wollen. Von diesem diffamierenden, klassenkämpferischen Verständnis des Begriffs distanzieren wir uns.

Wer also im Wahlkampf „bürgerlich“ als Schimpfwort verwenden will, ist entweder ein Etatist oder – schlimmer – ein antiquierter Klassenkämpfer.

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