Ein einziger Wahltag; 20 Frauen und 20 Männer, die für die FDP kandidieren – was sich auf den ersten Blick so einfach liest, ist bei genauerem Hinschauen recht komplex. Vor allem dann, wenn man weiss, worauf der Wahlausschuss der FDP alles achtet, damit letztlich die richtigen Langenthaler Persönlichkeiten auf der Liste stehen. Ein Interview mit Robert Kummer, Stadtrat und langjähriges Mitglied des FDP-Wahlausschusses.

By Patrick Jordi

 

Robert, der aktuelle Wahlslogan der FDP Langenthal lautet «Wir bringen Langenthal weiter. Gemeinsam zum Erfolg.» Ist das bloss eine Plattitüde oder meinen es die Kandidierenden damit wirklich ernst?

Robert Kummer: «Ich darf mit gutem Wissen behaupten, dass alle 40 Kandidierenden diesen Wahlspruch vorbehaltlos unterschreiben würden. Sogar unsere Ruth Jörg (schmunzelt). Die Obersteckholzerin will im Stadtrat künftig Langenthals neuen Ortsteil vertreten – und somit ebenfalls zum Erfolg der Stadt beitragen. Wir freuen uns sehr, dass sich Ruth Jörg für die FDP Langenthal zur Wahl stellt.»

 

Nun reicht es ja für eine Kandidatur bei weitem nicht, bloss nach einem Wahlslogan zu handeln. Welche Eigenschaften und Werte bringen potenzielle FDP-Kandidatinnen und Kandidaten idealerweise mit?

«In erster Linie suchen wir Persönlichkeiten, die dem liberalen Gedankengut nahestehen und auch danach leben und handeln. Menschen, die liberal denken, setzen vor allem auf Freiräume und Eigenverantwortung. Das heisst: Solche Persönlichkeiten begegnen Herausforderungen selbstständig und versuchen, diese auf privater Basis zu meistern. Staatliche Eingriffe hingegen werden gemäss der liberalen Grundhaltung erst dann vorgenommen werden, wenn es wirklich nicht mehr anders geht.»

 

Du sagst, die Palette der FDP-Kandidierenden sei diesmal besonders breitgefächert und bilde damit Langenthals Bevölkerung in besonders hohem Masse ab. Was meinst du damit konkret?

«Einerseits ist unsere Kandidierenden-Auswahl aufgrund der liberalen Grundausrichtung per se schon sehr breitgefächert, denn die FDP Langenthal begrüsst vielfältige Meinungen und interessiert sich für querdenkende Zeitgenossen, die die Stadt weiterbringen wollen. Andererseits richten wir unseren Blick für die Kandidatensuche bewusst auch über den Tellerrand der Partei hinaus: Wir integrieren aktiv Persönlichkeiten, die zunächst vielleicht noch nicht Mitglied der FDP sind, die sich aber ebenso leidenschaftlich für Lokalpolitik begeistern können und die den Wert unseres demokratischen Systems zu schätzen wissen.»

 

Verstehe. Und was trägt sonst noch dazu bei, dass die FDP bei den Gemeindewahlen 2020 mit einer derart ausgeglichenen und in Bezug auf Langenthal sehr repräsentativen Auswahl antreten kann?

«Die Geschlechter sind ausgewogen verteilt: Wir treten mit 20 Frauen und 20 Männern an, dazu kommt André Rentsch, der die jll auf der gemeinsamen Gemeinderatsliste vertritt. Ausserdem haben wir darauf geachtet, dass unsere Kandidierenden möglichst alle Langenthaler Stadtteile repräsentieren – wie gesagt, auch Obersteckholz darf sich vertreten wissen. Die meisten unserer Kandidierenden sind zudem in diversen Kultur- und Sportvereinen aktiv. Damit sind sie besonders nah bei den Langenthalerinnen und Langenthalern und fühlen den Puls der Bevölkerung eins zu eins. Nicht selten entstammen ja politische Vorstösse, die die Stadt weiterbringen können, gerade dem Umfeld der hiesigen Vereine. Weiter sind in unserer Auswahl zahlreiche selbstständig Erwerbende und Unternehmer vertreten. Besonders freut uns auch, dass viele Personen, die im sozialen Bereich tätig sind oder sich sozial engagieren, kandidieren. Dies zeigt, dass für unsere Partei der Begriff Gemeinsinn nicht bloss eine leere Floskel ist, sondern spürbar gelebt wird. All diese Persönlichkeiten repräsentieren einen wichtigen Teil unserer Stadt.»

 

Du machst keinen Hehl daraus, dass ihr nach Kandidierenden Ausschau haltet, die in ihrem Leben schon etwas geleistet haben und die einen gewissen Erfahrungsschatz mitbringen. Die FDP Langenthal sucht also keine jungen Kandidatinnen und Kandidaten?

«Doch, selbstverständlich sind wir auch offen für junge Kandidierende, denn auch sie können viel Lebenserfahrung mitbringen und wichtige Leistungen vorweisen. In Langenthal haben wir jedoch die besondere Konstellation einer liberalen Allianz, bestehend aus FDP und jll (Jungliberale Langenthal). Das Alterssegment bis und mit 35 Jahre wird somit hauptsächlich durch die Jungliberalen abgedeckt. Die FDP Langenthal pflegt mit den jll eine langjährige freundschaftliche Zusammenarbeit. So kommt es oftmals vor, dass jll-Mitglieder mit dem Fortschreiten ihrer Laufbahn zu einem späteren Zeitpunkt den Übertritt zur FDP vollziehen. Diese liberale Allianz hat sich für Langenthal in den letzten Jahren und Jahrzehnten als sehr nützlich und gewinnbringend erwiesen.»

 

Mit welchen Gefühlen blickst du dem bevorstehenden Wahlkampf entgegen?

«Wegen der Pandemie-Situation wird es definitiv ein spezieller Wahlkampf werden. Man wird nicht wie sonst im gleichen Umfang Wahlveranstaltungen in der Öffentlichkeit abhalten können. Nicht nur wegen Corona, sondern auch aufgrund der kälter werdenden Tage. Dass wir in diesem Wahlkampf nicht, oder nur zu einem begrenzten Teil, auf Bewährtes zurückgreifen können, ist für unsere Partei aber definitiv auch eine Chance. Mit unserer neuen Online-Präsenz erreichen wir unter Umständen sogar noch ganz andere, zusätzliche Wählerkreise. Die FDP Langenthal geht also zuversichtlich, ausgeglichen und gestärkt in den Wahlkampf 2020.»

 

Interview: Patrick Jordi