Ruth Jörg: «Extreme Positionen liegen mir fern»

Ruth, der Wahlspruch der FDP.Die Liberalen Langenthal lautet: «Wir bringen Langenthal weiter. Gemeinsam zum Erfolg». Ein Slogan, der auf den ersten Blick allein auf die Bedürfnisse der Stadt gemünzt zu sein scheint. Fühlst du dich als Kandidierende aus dem Steckholz überhaupt abgeholt und angesprochen?

Ruth Jörg: «Man kann diesen Wahlspruch für viele verschiedene Situationen verwenden. Mir persönlich ist es wichtig, dass die Stadt Langenthal nicht stehenbleibt, sondern vorankommt. Und das bezieht sich ab dem 1. Januar 2021 auch auf den Ortsteil Obersteckholz. Es gibt hüben wie drüben Themen und Projekte, die es wert sind, vorangetrieben zu werden. Insofern fühle ich mich auch als Obersteckholzerin von dem Slogan abgeholt und angesprochen.»

Welche Themen und Projekte kommen dir da spontan in den Sinn?

«Mit Blick auf Langenthal sicherlich das Jahrhundertprojekt ESP Bahnhof – ein Vorhaben, das die Stadt auf jeden Fall weiterbringen wird. Ebenso haben es Langenthals breite Bildungsangebote für Jugendliche und Erwachsene verdient, gepflegt und vorangebracht zu werden. Im Hinblick auf solch wichtige Projekte ist die FDP mit ihrem Wahlslogan definitiv auf dem richtigen Weg.»

Und wie sieht es mit dem Steckholz aus?

«Auch hier gibt es unzählige Dinge und Themen, die es wert sind, erhalten und vorangetrieben zu werden. Allem voran entscheidend ist, dass unsere ländlichen Interessen trotz der Gemeindefusion gewahrt und zukunftsgerichtet weiterentwickelt werden können. Ein für mich wichtiges persönliches Anliegen ist beispielsweise der Erhalt der Schule Steckholz, so, wie wir sie heute kennen, mit einem Angebot der Basisstufe bis zur 6. Klasse. Die Stadt Langenthal verfügt zwar über eine sehr gute schulische Infrastruktur, von welcher die Jugendlichen aus Ober- und Untersteckholz schon heute profitieren dürfen. Für die Kinder im Grundschulalter ist es aber dennoch ein immenser Vorteil, wenn sie den Schulweg noch zu Fuss bestreiten und in unmittelbarer Nähe ihres Zuhauses zur Schule gehen können. Dafür setze ich mich ein.»

Dank der Gemeindefusion kann Obersteckholz also noch vermehrt von Langenthals Infrastruktur profitieren…

«…ja, für uns ist dieser Zusammenschluss sicherlich vorteilhaft und auch sinnvoll, wenn man bedenkt, dass gerade im schulischen Bereich oder beim Thema Feuerwehr/Sicherheit und Zivilschutz schon wichtige langjährige Zusammenarbeiten gepflegt werden. Aber genauso ist die Fusion auch für die Stadt Langenthal eine Bereicherung.»

Inwiefern?

«Langenthal ist zwar kein urbanes Ballungszentrum. Doch die Atmosphäre ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten eindeutig städtischer geworden. Es wird viel gebaut und die Natur ist teilweise auf dem Rückzug. Nicht so in Ober- und im Untersteckholz. Bei uns dominiert nach wie vor das Ländliche – und das nur wenige Kilometer vom Stadtkern entfernt. Was für ein herrlicher Kontrast! Und für Langenthal zweifellos ein willkommenes Gegengewicht. Ich kann jeder Langenthalerin und jedem Langenthaler nur empfehlen, demnächst mal einen ausgedehnten Sonntagsspaziergang ins Steckholz zu unternehmen. Es lohnt sich auf jeden Fall!»

Was hat dich dazu bewogen, für die FDP Langenthal zu kandidieren?

«Im Steckholz waren es bislang zwei Parteien, die den Ton angeben: Die SVP und die Freien Wähler. Ich und mein Ehemann sind langjährige Mitglieder der Freien Wähler. Diese Partei existiert in Langenthal zwar nicht. Aber unser persönliches Gedankengut und unsere Werte korrespondieren am ehesten mit den Positionen der FDP. Aus diesem Grund überzeugte mich nur eine Kandidatur bei der FDP, denn extreme Positionen liegen mir grundsätzlich fern. Die FDP Langenthal betreibt seriöse und fundierte politische Arbeit. Man lässt andere Meinungen zu und hört sich diese auch an. Jeder und jede kann Überlegungen äussern und Ideen einbringen. Dieses liberale Gedankengut entspricht mir persönlich sehr.»

Inwiefern warst du politisch schon aktiv?

«Ich war langjähriges Mitglied der Rechnungsprüfungskommission der Einwohnergemeinde Obersteckholz. Um meinem Mann den Weg in die Politik zu ermöglichen, habe ich aus rechtlichen Gründen demissioniert.»

Du bist auch in Langenthal kein unbekanntes Gesicht…

«Als selbständige Immobilienmaklerin komme ich natürlich viel rum und treffe viele interessante Leute. Daneben engagiere ich mich für den Gewerbeverein Langenthal, wo wir mit dem Geschäft nicht nur Mitglied sind, sondern effektiv auch etwas bewegen wollen und uns aktiv an Anlässen beteiligen, beispielsweise beim Glatte Märit oder der Gewerbeausstellung (GALA). Das lokale Gewerbe hat für mich einen enorm hohen Stellenwert. Ich finde es wichtig, dass wir dazu speziell Sorge tragen.»

Wo entspannst du am liebsten, wenn du nicht gerade am Arbeiten bist oder dich ehrenamtlich betätigst?

«Mein absoluter Lieblingsplatz ist der Aspisee. Hier gehe ich bestimmt drei Mal pro Woche mit unserem Hund spazieren. Bemerkenswerterweise steht der Aspisee auch sinnbildlich für die bevorstehende Gemeindefusion: Immer wieder wurde in der Vergangenheit die Frage aufgeworfen, auf welchem Boden der Aspisee denn eigentlich liegt – ob nun auf Steckholzer oder auf Langenthaler Boden (korrekterweise bislang auf Obersteckholzer Gemeindegebiet). Nun ja, solche Haarspaltereien sind ab dem 1. Januar 2021 definitiv hinfällig (lacht).»

Interview: Patrick Jordi

Zur Person:

Ruth Jörg (geb. 1962) wohnt in Obersteckholz und ist Mutter von drei erwachsenen Kindern. Verheiratet ist sie mit Heinrich Jörg, dem Gemeindepräsidenten von Obersteckholz. Ruth Jörg ist gelernte Bankkauffrau. Heute ist sie als selbständige Immobilienmaklerin tätig und sowohl Inhaberin der Immoring GmbH Langenthal als auch Franchisenehmerin von RE/MAX Switzerland. Sie ist unter anderem Mitglied im Oberaargauischen Landfrauenverein. Im Landfrauenverein Obersteckholz amtet Ruth Jörg als Kassierin. Weiter ist sie Revisorin beim Gewerbeverein Roggwil. Mehr Infos im Kandidatenporträt.