Am Sonntagabend durfte ich Zaungast sein, als der Wahlausschuss der FDP.Die Liberalen Langenthal in einer Videokonferenz das Ergebnis der Gemeindewahlen 2020 analysierte. Aufgrund des Sitzverlustes im Stadtrat rechnete ich ja eigentlich fest damit, im digitalen Meeting lange Gesichter anzutreffen. Doch weit gefehlt: Der Wahlausschuss und die zugeschalteten Kandidierenden waren in bester Stimmung und prosteten einander sogar zu! Das hat seine Gründe:
Zwei Sitze im Gemeinderat verteidigt
Die beiden bisherigen FDP-Gemeinderäte Markus Gfeller und Michael Schär wurden beide mit sehr respektablem Ergebnis wiedergewählt. Damit haben die Liberalen ihr Ziel, die beiden Sitze zu halten, voll und ganz erreicht. Die bürgerliche Mehrheit in Langenthals siebenköpfiger Exekutive bleibt weiterhin unangefochten, denn neben Gfeller und Schär wurden auch die beiden Vertreter der SVP wiedergewählt.
10 liberale Sitze im 40-köpfigen Stadtrat
Ein Viertel der Sitze in Langenthals Stadtparlament fällt den Liberalen zu (9 FDP.Die Liberalen Langenthal und 1 Jungliberale jll). Das ist ein sehr namhafter Anteil. Zwar hatte sich die FDP im Hinblick auf die Wahlen vorgenommen, wiederum 10 Sitze zu erobern. Doch der eine Sitzverlust scheint insofern nicht so schwer zu wiegen, als man ihn an eine Mittepartei (GLP) «verloren» hat. Eine Mittepartei, die auf nationaler Ebene gerade vom Zeitgeist und von aktuellen Ereignissen profitieren kann und deshalb (temporär?) an Stärke zulegt. Ein Phänomen, das nun offensichtlich auch auf kommunaler Ebene in Langenthal durchzuschlagen scheint – jedoch nicht ganz so ausgeprägt, wie vielleicht befürchtet. Denn im Vergleich zum nationalen Trend sind die Anteile, welche die FDP gegenüber den Grünliberalen hier in Langenthal hergeben muss, schon fast marginal und schmerzen nur bedingt. Umso weniger, als die SP ja auch einen Sitz hergeben musste. Und die EVP als Wahlverliererin sogar deren zwei.
6 Frauen auf 10 Fraktionssitze
Es ist das erste Mal überhaupt in der Geschichte der FDP/jll-Fraktion, dass die Frauen die Mehrheit in der Fraktion bilden: Bei den FDP.Die Liberalen Langenthal wurden 5 Frauen und 4 Männer in den Stadtrat gewählt, während sich die Jungliberalen wiederum durch Carole Howald im Stadtparlament vertreten wissen dürfen. Diese mehr als ausgewogene Geschlechterparität ist absolut bemerkenswert und für den Wahlausschuss der FDP.Die Liberalen Langenthal ein besonderer Grund zur Freude.
Tolle individuelle Resultate
Parteiintern konnten diverse individuelle Erfolge gefeiert werden. Leider können hier nur ganz wenige davon erwähnt werden. Besonders in Feierlaune dürfte etwa Unternehmerin Irene Ruckstuhl sein, denn ihr gelang als neue Kandidierende auf Anhieb der Sprung in den Stadtrat. Ruckstuhl ist in Langenthal ein ebenso bekanntes Gesicht wie Stefanie Barben-Kohler, die in diversen Vereinen und Institutionen engagiert ist. Barben holte mit Abstand am meisten Stimmen, verglichen mit ihren Mitkandidierenden von Liste 3. Weiter erzielte die Obersteckholzerin Ruth Jörg ein sehr respektables Resultat. Zwar hat es ihr noch nicht ganz gereicht, um im Stadtrat Einsitz zu nehmen. Es darf jedoch davon ausgegangen werden, dass Jörg im Laufe der Legislatur noch nachrutschen wird – womit dann das liberale Gedankengut aus dem Steckholz in persona im Stadtparlament vertreten sein wird.
Seriöse Politik & sachliche Argumente
Die Stadträtinnen und Stadträte der FDP.Die Liberalen Langenthal werden auch in der nächsten Legislatur vor allem mit seriöser Politik und mit sachlichen Argumenten punkten wollen. Und weil man sich dessen gewahr ist, blicken die Liberalen trotz Sitzverlust sehr zuversichtlich in die Zukunft. Denn diese grundsolide und ehrliche Art des Politisierens wird zweifellos dabei helfen, Stadträtinnen und Stadträte anderer Parteien von den Positionen und Meinungen der FDP zu überzeugen. Was gut ist für Langenthal, denn letztlich geht es ja darum, dass die Stadt in eine erfolgreiche Zukunft geführt werden kann. Die nächste Legislatur wird also spannend – mit Sicherheit!
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Wer bloggt hier?
Patrick Jordi schrieb von 2011 bis 2017 als Lokaljournalist für das BZ Langenthaler Tagblatt über die Geschehnisse und politischen Vorgänge in der Stadt Langenthal. Heute ist der 33-Jährige als Teamleiter Marketing/Kommunikation bei der KADI AG tätig, verfolgt jedoch das lokalpolitische Geschehen nach wie vor sehr aufmerksam.
Als Wähler, Steuerzahler, Wirtschaftsvertreter, Fasnächtler, Erholungssuchender, Vereinsmensch, Restaurantbesucher usw. sieht Patrick Jordi die Stadt aus verschiedenen Blickwinkeln. Sein Elternhaus war klar bürgerlich geprägt. Sein heutiges Beziehungsnetz umfasst derweil Kontakte aus allen lokalpolitischen Richtungen. Gerade deshalb fühlt sich Patrick Jordi bis heute keiner Langenthaler Partei zugehörig.
Für die FDP Langenthal nimmt der ehemalige Journalist jedoch erneut die Rolle des Beobachters ein und bloggt darüber, wie eine etablierte Langenthaler Ortspartei den Wahlkampf gestaltet, welche aktuellen Themen mit welchen Argumenten vertreten werden und welche grundlegenden wichtigen Aufgaben der Lokalpolitik eigentlich zukommen.